Partnervermittlung Ernestine berichtet am 17. Mai 2018
Wie es so zugeht auf den Dating-Portalen
Eigentlich ist es unglaublich: 1,5 Millionen deutsche Frauen und Männer suchen wöchentlich auf diversen Dating-Portalen nach dem passenden Partner. Angeblich soll sich alle 11 Sekunden jemand am Computer verlieben. Und der Trend geht weiter, obwohl über Risiken und Nebenwirkungen immer wieder geschrieben wird. Laut einer Umfrage sind 68 Prozent von dieser Form der Partnersuche enttäuscht. In der WELT beispielsweise kann man immer wieder nachlesen, wie nervig so eine Partnersuche sein kann. Kostprobe gefällig?
Eine Kerstin (56): „Kürzlich war ich mit einem Bankdirektor verabredet. Wir wollten etwas trinken. In der Bar fragte er dann nach der Happy Hour. Es gebe keine, antwortete die Kellnerin. Dann erfand er die Geschichte, dass er aber von einer Happy Hour gelesen habe und jetzt extra deswegen gekommen sei und warum er jetzt nicht alles für die Hälfte bekommen würde. Ein anderer habe sich geweigert, vom Westen der Stadt in den Osten zu kommen („zu weit“) wieder ein anderer wollte sofort nach dem ersten Date eine verbindliche Zusage, ob sie mit ihm auf Segelschiff-Weltreise gehen würde.“
Oder Karin (50) „Ich habe angegeben, dass ich Männer zwischen 52 und 63 Jahren suche, ab 1,77 Metern – so groß bin ich nämlich selbst. Ich habe außerdem in mein Profil geschrieben, dass ich meine Hobbys und mein eigenes Leben habe, zum Beispiel kürzlich eine Fahrradtour durch Südfrankreich gemacht habe. Mir wurden bislang einige Männer vorgeschlagen, die waren nicht schlecht, aber auch keine Granaten. Getroffen habe ich noch keinen. …“
Und nach 3 Monaten vergeblicher Suche: „Für mich war der letzte Monat enttäuschend. Ich hatte noch ein Date mit einem Mann, der wirklich unverschämt war: Er gab an, er sei 63 Jahre alt – dann stellte sich raus, dass er schon fast 70 ist. Seine Begründung für diese Schwindelei: Er wolle ja bitte keine Nachrichten von so vielen alten Frauen bekommen.“
Tja, so geht es zu bei der Partnersuche im Internet. Auf neudeutsch: Fake-News allenthalben. Der US-Präsident würde von einer „anderen Sicht der Dinge sprechen.“
Keine gute Basis, um sich zu verlieben.
Der Frankfurter Soziologe Dr. Kai Dröge hat darüber empirisch geforscht und sagte im Darmstädter Echo: „Da sitzen Sie vor dem Computer, füllen in einem Fragebogen aus, wer Sie sind und was Sie sich wünschen – und dann bekommen Sie ein ‚passendes‘ Angebot. So ähnlich wie wenn Sie eine neue Versicherung abschließen oder eine Kredit brauchen. Da geben Sie an: Das will ich, das habe ich und wie sieht das Angebot aus. Das ist eben doch eine andere Logik, die zentrale Erfahrungen von Liebe verhindert. … Unsere Interviews haben gezeigt: Wenn es so ganz genau passt, ist es nicht unbedingt eine Gewähr, dass der Funke überspringt. Was überrascht mich dann noch? Was macht mich neugierig auf diese Person, wenn sie in jeder Hinsicht meinen Erwartungen entspricht? Das wird doch schnell langweilig. Keine gute Basis, um sich zu verlieben.“
Der Lockruf der Optimierung
Und er zieht ein erschütterndes Fazit: „Das ist schon tragisch. Da sind Leute jahrelang unterwegs auf den Dating-Plattformen, treffen viele Leute, aber sind nicht in der Lage, sich für einen Partner zu entscheiden. Sie haben die Vorstellung, da könnte immer noch jemand sein, der noch besser zu mir passt. Das untergräbt auf Dauer die Fähigkeit, sich auf einen Menschen wirklich einzulassen.
Die Kombination aus der „scheinbar“ endlosen Auswahl und dem Lockruf der Optimierung durch Suchfilter und Persönlichkeitstests verstärkt natürlich die Tendenz, eine Begegnung gleich abzubrechen, wenn mir etwas am Gegenüber nicht so gefällt – denn es warten ja schon zehn andere in meiner Mailbox. Aber irgendwann verliert man sich in diesem Dschungel…
Welch eine Zeitverschwendung. Welch eine sinnlose Vergeudung von Emotionen.
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