Samjatins fiktive WELT
- 18 Mai 2015
- Autor: Ernestine Adler
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PV ERNESTINE – Blogtext vom 18. 05. 2015
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sind drei Romane erschienen, die in düsteren Visionen die Zukunft unserer Gesellschaft beschreiben. 1948 entlarvte George Orwell unter dem Titel „1984“ den Kommunismus in seinem totalitären Anspruch. Bereits 1932 hat Aldous Huxley in seinem Roman „Schöne neue Welt“ den Kapitalismus gegeißelt. Beide englische Autoren aber waren beeinflusst von dem Russen Jewgenij Samjatin, der seinen Roman „Wir“ im Jahre 1920 veröffentlicht hat.
Gemeinsam ist allen drei Erzählungen, dass die Privatheit und Vertraulichkeit der Elternschaft, der Geburt und jeder persönlichen Bindung und Liebesbeziehung systematisch abgeschafft wurde. Reste davon haben lediglich hinter der „Grünen Mauer“ („Wir“), in der Eingeborenenreservation („Schöne neue Welt“) oder in wechselnden Verstecken („1984“) überdauert.
In Samjatins fiktiver Welt ist die Natur beinahe vollständig vernichtet worden. Alles Leben ist streng reglementiert. Schon die Kinder werden entsprechend der Vater- und Mutternorm gezüchtet. Sie kennen ihre Eltern nicht, werden in Erziehungsfabriken erzogen und von menschenähnlichen Robotern mit blechernen Stimmen unterrichtet. Für die Erziehung der Kinder gilt der Grundsatz, die Grausamkeit sei die höchste Form der Liebe.
Mit dem Verlust der persönlichen Bindung im Kindesalter werden innige und vertrauliche Beziehungen im Erwachsenenalter schwer möglich. Das ist gewollt, denn die Liebe zwischen Menschen stellt ein Hindernis für die Macht eines Regimes und seiner Ziele dar. Die totale Unterwerfung wird verweigert. Miteinander Verbundene stärken sich, beschützen sich und wollen sich nicht verlieren. Nur dort, wo sich Nahestehende denunzieren, hat das totalitäre System gesiegt.
„Sometimes I feel like a motherless child“, sangen die Sklaven auf den Baumwollfeldern. Es war der Ausdruck höchster Verlassenheit.
Nun wollen wir nicht behaupten, dass sich unsere Gesellschaft im Sauseschritt dieser Fiktion nähert. Aber einige totalitäre Staaten waren und sind schon ganz dicht dran.
Weit zurück müssen wir gar nicht gehen, wenn wir an die Jugenderziehung der NS-Zeit denken. Oder an die außerfamiliäre Betreuung der Säuglinge und Kleinkinder in der DDR. Sie sollten die Charaktergrundlagen für die Eingliederung in die Jugendorganisationen der beiden Diktaturen schaffen.
Und heute? Die Idee der mütterlichen Rundumbetreuung von Kleinkindern erscheint uns doch schon beinahe als Fiktion, als romantische Schwärmerei. Der Vater sorgt sich um seine Karriere oder um seinen Arbeitsplatz. Die Großfamilie, in der jeder seinen Platz hat und die jedem Halt und ein wahrhaft „soziales Netz“ gibt, ist praktisch abgeschafft.
Da wächst eine Generation heran, die immer unfähiger wird, eine Bindung einzugehen. Nicht aus Scheu und Beziehungsangst, sondern schlicht, weil sie es nicht gelernt hat.
Wir von PV Ernestine sagen: Wehret den Anfängen! Gebt der Familie wieder ihren Stellenwert zurück. Es lohnt sich.
Gerne unterstützen wir SIE in der anspruchsvollen Partnerwahl.
Anruf genügt.
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