App – hängig – rast – und ratlos!
- 15 Aug 2016
- Autor: Tina
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Singles heute haben kaum Zeit für sich, geschweige denn für andere
Völlig leere Akkus
„Ihr Akkustand ist sehr niedrig!“, so warnt der flackernde Bildschirm. Alsbald bemüht man sich darum, das Smartphone oder den PC wieder vollständig aufzuladen. So schnell wie möglich, damit man möglichst ohne Unterbrechnung munter weiter surfen und tippen kann. Und wer möchte das Herunterladen der neuesten Apps verpassen? Denn man will unbedingt vernetzt sein. Vielleicht lernt man sogar den Traumpartner kennen, oder? Aber wie denn eigentlich? In der Hektik, die online herrscht, ist es aber erwiesenermaßen eher unwahrscheinlich, sich dort zu verlieben. Außerdem ist der heutige Single oft zu selbstverleibt, um sich mit anderen tiefsinnig zu beschäftigen. Er ist gegebenenfalls angeschlossen und auf die eine oder andere Weise „aufgeladen“, aber innerlich völlig leer.
Die Idylle als Ideal
Der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller ermunterte bereits im 19. Jahrhundert: „Ruhe zieht das Leben an!“ So gab er folgerichtig zu bedenken: „Unruhe verscheucht es!“ Da ist auch was dran. Viel dran. Schon anno dazumal in der Idylle der Eidgenossenschaft wartete der Aufbruch ins Industriezeitalter nicht lediglich mit beschaulichen Vorteilen auf. Gerade deswegen legte der Zürcher Lyriker Wert darauf, ein gemütliches „Abendlied an die Natur“ zu verfassen:
Hüll mich in deine grünen Decken
Und lulle mich mit Liedern ein!
Bei guter Zeit magst du mich wecken
Mit eines jungen Tages Schein!
Ich hab mich müd in dir ergangen,
Mein Aug ist matt von deiner Pracht;
Nun ist mein einziges Verlangen,
Im Traum zu ruhn durch deine Nacht.
Unruhige Geister sind einfach nicht anziehend
Mittlerweile stecken wir in der digitalen Ära, die unser Leben wohl oder übel prägt. Die Applikationen und Programme sollten uns eigentlich mehr Zeit bescheren, aber am Ende bleiben viele User abgehetzt auf der Strecke. Nach der Arbeit fährt man den Dienstrechner runter, um das eigene Handy anzuschalten. Im sogenannten Cyberspace werden also noch ein paar Ehrenrunden gedreht. Denn man möchte erfahren, wie viele Schritte es zwischen dem Büro und dem Auto heute gibt — im Vergleich zu gestern. Feierabend hin, Feierabend her, man bleibt freiwillig im Hamsterrad. Unruhige Geister, die sich mit unnützem Wissen befassen, strahlen nichts Attraktives aus.
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