Auf Kosten der Liebe
- 10 Jun 2012
- Autor: Tina
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Erfolg, Entfremdung und späte Einsicht !
Es ist eine Geschichte, die wir seit der Gründung unserer Agentur vor 26 Jahren kennen. Alter, Geschlecht und Namen der handelnden Personen sowie die Schauplätze variieren, die Quintessenz ist stets dieselbe.
Sie wird erzählt von einem der über 400.000 Menschen in Deutschland, die über ein Vermögen von mehr als 1 Million Euro verfügen. Dafür haben die meisten hart gearbeitet und auf vieles verzichtet. Wenn wir bei ERNESTINE GmbH einen dieser Menschen kennenlernen, hören wir eine berufliche Erfolgsstory und eine private Bankrotterklärung.
Wie die Geschichte von Gerald P., 59, seit drei Jahren geschieden. „Als Workaholic habe ich mich nie gesehen“, so beginnt er, „wieso auch? Klar war ich selten zuhause, aber von zuhause aus leitet man auch kein Unternehmen.“ Eine 60-Stunden-Woche, Meetings auch am Wochenende und Geschäftsreisen rund um den Globus waren für ihn Normalität. Seine Frau, die ihren Job als Journalistin nach dem ersten Kind endgültig aufgegeben hatte, hielt ihm den Rücken frei. Organisierte etliche Umzüge, zog die Kinder auf und schirmte ihn gegen die Petitessen des familiären Alltags perfekt ab.
„Ich dachte wirklich, es sei alles in Ordnung. Uns ging es doch bestens. Geld spielte sowieso keine Rolle. Wir hatten alles. Sie hatte alles: Ihr Mercedes-Cabrio, ihre Gesellschaften, die Reisen mit ihren Freundinnen, Kreditkarten zur freien Verfügung … Auf einmal war sie weg. Von einem Tag auf den anderen und, so schien es mir damals, ohne Grund.“
Gerald P. strafft sich und sagt: „Heute weiß ich natürlich, dass uns das Wichtigste überhaupt gefehlt hat: Zeit für einander. Ich hatte Zeit im Übermaß: für die Firma, für die Mitarbeiter, für die Geschäftspartner. Zeit für meine Frau habe ich mir kaum genommen.“
Als selbständige Unternehmerin weiß ich sehr genau um die Zwänge, die mit erfolgreicher Arbeit verbunden sind. Vor allem, wenn der eigene Beruf mit sehr viel Leidenschaft und persönlichem Engagement zu tun hat. Dann werden Termine nicht als beschwerlich, sondern als Herausforderung empfunden. Keine Ansprüche sind höher als die eigenen. Und das Beste, was wir leisten können, ist gerade gut genug.
Trotzdem halte ich es für verkehrt, das berufliche Engagement bedingungslos dem voranzustellen, was im Leben wirklich zählt. Oder in einer Partnerschaft zwei Leben nebeneinander zu führen. Entfremdung und Sprachlosig-keit in Kauf zu nehmen. Auf gemeinsame Erlebnisse und Träume zu verzichten.
Die Wendung, dass man an einer Beziehung „arbeiten“ muss, kann ich nicht leiden. Ich weiß aber auch, dass es Kraft und Selbstdisziplin erfordert, sich Freiräume dafür zu schaffen.
Gerald P. hat es – Sie ahnen es – als Person nie gegeben. Seine Geschichte aber steht stellvertretend für all jene, die sich an uns wenden, um das Kostbarste, was es im Leben gibt, wieder zu gewinnen: die Liebe.
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