Glück nur auf Zeit – „Liebe“ zwischen Jung und Alt
- 11 Mai 2012
- Autor: Tina
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Ja, wer hätte das gedacht, dass die beiden sich mal trennen! Er, 70, nennen wir ihn Gerd, sie, 35, Petra, kürzlich Mutter geworden, müssen feststellen: „Unsere Liebe hatte keine reelle Chance!“
Nein, ich meine das gar nicht herablassend. Im Gegenteil: Es macht mich erst wütend und dann sehr traurig, wenn ich so etwas höre. Als hätte man es nicht besser wissen können!
Die Paarung „alter Mann und junge Frau“ ist ein uraltes Motiv der Weltliteratur. Bis ins 18. Jahrhundert hinein erfreute sich das Publikum an dem komischen Alten, der glaubt, eine junge Frau auf Dauer halten zu können. Erst später wurde dieses Sujet nicht mehr als Komödie, sondern als Melodram dichterisch verarbeitet: Goethe, Ibsen, Heinrich Mann haben sich seiner angenommen. Heute greift es der amerikanische Autor Philip Roth in seinen Romanen auf. Und Maxim Gorki legte bereits seinen Zeitgenossen ans Herz: „Man muss rechnen können. Und sei es auch nur so viel, dass man mit 50 kein Mädchen von 20 heiratet.“ Vom Protagonisten der Komödie zu dem der Tragödie – nicht wirklich ein Karriereschritt.
Seitdem dieses Phänomen in Promi-Kreisen immer häufiger anzutreffen ist, beschäftigen sich zunehmend auch Psychologen und Verhaltensforscher damit und versuchen zu ergründen, worin die jeweilige Attraktivität des so viel älteren respektive jüngeren Partners besteht.
Die Erkenntnisse: Während Er sich in der Rolle des Beschützers gefällt, weiß Sie die Geborgenheit zu schätzen, die der so viel Erfahrenere offeriert. Während Er ein wenig von seiner verlorenen Jugend zurück holen will, genießt Sie das Faszinosum, das Sie kraft ihrer Vitalität auf Ihn ausübt. Nicht zu vergessen der beiderseitige Image-Zugewinn: Während Er ein ohnehin sehr erfolgreiches Leben mit der Eroberung einer ansehnlich Jüngeren krönt, kann Sie sich mit der Aura von Macht, Prestige und Kapital umgeben. Streicheleinheiten fürs Ego wie bewundernde und neidvolle Blicke gibt’s gratis obendrauf – falls es nicht doch eher verhohlenes Kopfschütteln ist.
Das Fazit: Wahre Liebe ist es nicht, was solche Paare miteinander verbindet. Auch wenn sie noch so sehr beteuern, dass ihre Beziehung nicht auf dem Quid pro quo aus Einfluss, Sex und Geld basiert. „Zweckbündnis“ scheint das angemessenere Wort zu sein. Nach dem Motto „Verjüngst du mich, beschütz‘ ich dich“, wie die Frankfurter Allgemeine unlängst titelte. Ein Generationenvertrag also.
Wie auch immer: Ich konnte – aus der Distanz oder als Augenzeugin – als Geschäftsführerin der ERNESTINE GMBH wiederholt beobachten, dass solch „Generationen übergreifende“ Verhältnisse nicht auf Dauer halten. Sie sind per se von innen und außen härteren Belastungsproben ausgesetzt, bergen mehr Konfliktpotenzial und stellen hohe Ansprüche an die eigene Stressresistenz: durch unterschiedliche Lebens- und Erfahrungswelten, durch unterschiedliche Prioritäten, durch unterschiedliche Bedürfnisse, die mit der Zeit noch weiter auseinander driften.
Es mag Ausnahmen geben. Gemeinschaften, die in dieser Konstellation eine ganze Weile funktionieren. Fördern würde ich sie nie. Das wäre unrealistisch, unverantwortlich und unseriös. Wir bei der ERNESTINE GMBH engagieren uns ausschließlich für Partnerschaften, denen dauerhaftes Glück beschieden ist.
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