Kopflos durch die Nacht…
- 12 Feb 2016
- Autor: Tina
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Ist die Liebe als Herzensangelegenheit passè ?
„Aber es ist das Zeichen dieser Zeit, dass die alte Heroennatur um Ehre betteln geht, und das lebendige Menschenherz, wie eine Waise, um einen Tropfen Liebe sich kümmert“, so schrieb Friedrich Hölderlin (1770 – 1843) in Hyperion, II. Band. Das Zitat möge man zwar nicht aus dem Zusammenhang reißen, aber es ist in etlicher Hinsicht anwendbar. Es klingt besonders zutreffend, wenn es darum geht, viele Partnerschaften der heutigen Zeit zu charakterisieren.
Die Liebe, einst die Angelegenheit eines beflügelten Herzens, ist zum Synonym für beliebige, vielmehr x-beliebige Gelegenheitsspiele geworden. In solchen Spielen kann man sich, leider Gottes, weder auf die Herzenswärme noch auf die Hirnzellen verlassen. Denn es geht heutzutage allzu oft um die rein sexuelle Triebbefriedigung. Dabei wird die Erotik nicht als wunderschöne Ergänzung der Zuneigung verstanden, die zwei Menschen einander gegenüber empfinden. Anstatt dessen fungiert Sex als Ersatz für die tiefere, wahre Nähe.
So ist es kein Wunder, dass viele Frauen und Männer, die heutzutage eine neue Beziehung eingehen, zuerst durchschnittlich fünf Monate lang Sex miteinander haben, bevor einer es über`s Herz bringt, „Ich liebe dich“zu sagen.
Fast ein halbes Jahr lang, so im Durchschnitt! Na gut, von der Buchstabensuppe der über SMS vermittelten Botschaften wie „LG“ oder „HDL“ mal abgesehen. Auch Emotions und Herzchen können dazukommen. Diese sind jedoch keine Emotionen, die dem Herzen entstammen.
Partnerschaft wird in jenen Kreisen bestenfalls als die Verkettung oberflächlicher One-Night-Stands verstanden. Die Verbindlichkeit als Tugend wird somit gemieden, als würde es sich dabei um etwas Verächtliches handeln. Intimität ist scheinbar nur noch die Verständigung zweier Egoisten auf engsten Raum.
„Des Herzens Woge schäumte nicht mehr so schön empor“, um Hölderlin weiterhin wörtlich wiederzugeben.
In diesem Zusammenhang hat Johann Wolfgang von Goethe wohl nicht minder prägnant konstatiert: „Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll“. Und genau da legt der Verfasser der Tragödie Faust seinen Finger in die Wunde. Heutzutage, in den Zeiten der „sozialen Medien“, ist Goethes Spruch, wenigstens in puncto Liebesbeziehungen, eigentlich aktueller denn je zuvor.
Der Mahnruf wird aber nicht immer wahrgenommen. Denn die Oberflächlichkeit hat sich bedauerlicherweise zu etwas gemausert, das tief verwurzelt ist. Für den Rausch der Romantik sind scheinbar immer weniger Partnersuchende empfänglich. Viele Babyboomers haben in der Kindheit selbst wenig Liebe erfahren, und viele ihrer Kinder setzten eher auf Ecstasy als auf echte Ekstase.
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