Der digitale Abgrund – gebraucht – verschlissen – abserviert –
- 10 Aug 2012
- Autor: Tina
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– wie wir uns selbst zu Grunde richten !
„Was halten Sie eigentlich von Kaffefahrten?“ fragte ich die attraktive Frau, die mir gegenüber saß. Sie blickte mich etwas verdutzt an und sagte: „Sie meinen diese Busausflüge ins Blaue? Furchtbar. Ich verstehe nur nicht, warum so Viele darauf abfahren..“ Ich lächelte und erwiderte nur: „Sehen Sie.“ Ihre Augen wurden ein kleines bisschen größer. Sie verstand.
Hinter uns lag ein langes Gespräch, anstrengend, weil schonungslos offen und deshalb ehrlich. Der Inhalt: Selbstbewusste Frau, Mitte 40, interessanter Job, finanziell komfortabel aufgestellt, nach einer Scheidung alleine, sucht adäquaten Partner. Im Internet. Im Web 2.0. In sozialen Netzwerken. Auf digitalen Kaffeefahrten.
Für naiv verkauft und an Leib und Seele abgezockt. Gebraucht, verschlissen, abserviert. So traurig es klingt: Das alles ist für uns bei PV ERNESTINE Alltag. Wir hören die Geschichten von Menschen, die von Menschen im Netz konsumiert werden. Deren Vertrauen missbraucht, deren Hoffnungen ausgebeutet und deren Sehnsucht – ich kann es nicht anders sagen – geschändet wurde.
Es schockiert mich immer noch, wenn Männer wie Frauen von vergeudeter Lebenszeit berichten. Es schaudert mich, wenn wir uns anhören müssen, dass Fünfzigjährige „gelernt haben“, auf One-Night-Stands zu stehen, und immer wieder stehen gelassen werden, weil auf diesem Markt nichts Besseres zu kriegen ist. Wir warnen schon lange vor den Fallstricken des World Wide Web, vor der „Liebe“ per Mausklick, dem „digitalen Gängelband“, an dem sich immer mehr Menschen führen und vorführen lassen. In unseren Pressetexten, Blogs, in unzähligen Gesprächen greifen wir dieses Thema seit Jahren immer wieder auf.
Seit Jahren befasst sich auch die Berliner Psychotherapeutin Franziska Kühne mit den Folgen der digitalen Kommunikation. Jetzt hat sie ein Buch darüber geschrieben, das in wenigen Wochen erscheint: „Keine E-Mail für dich. Warum wir trotz Facebook & Co. vereinsamen“. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin FOCUS äußerte sich die Ärztin vorab: „Online-Netzwerke lassen Welten zusammenbrechen und schaffen viele Dramen.“
So wie uns in unserer Agentur sitzen ihr in ihrer Praxis immer häufiger Menschen gegenüber, die den Weg zurück ins Leben aus ihrer virtuellen Welt suchen: deprimiert, frustriert, traumatisiert. „Infolgedessen therapiere ich sogar Suizidgedanken und Suizidversuche“, erzählt die Therapeutin. Denn Online-Kontakte beruhen auf „Formen der passiven Kommunikation, bei der all das verloren geht, was wir brauchen, um Nähe aufzubauen und dauerhaft zu stabilisieren.“ Reale zwischenmenschliche Beziehungen werden vernachlässigt, gefährdet und bisweilen ganz abgebrochen. Die Menschen, so Franziska Kühne, werden „zunehmend einsamer, was in Unzufriedenheit, Frustration oder dysfunktionalem Verhalten mündet“.
Nach Prognosen der Weltgesundheitsorganisation WHO wird 2030 Depression in den Industrieländern die Volkskrankheit Nummer eins sein. Das Internet, so Kühne, leiste dieser Entwicklung Vorschub. Es fällt mir nicht schwer, als Geschäftsführerin der PV ERNESTINE GMBH ihrer Vision zu folgen, „dass die Menschen 2050 in dunklen Räumen, allein vor hellen Bildschirmen sitzen“. Seelisch verkrüppelt, vereinsamt und alle zusammen Lemminge, die sich in den digitalen, dann ganz realen Abgrund stürzen.
Lassen Sie es nicht soweit kommen, stoppen Sie Ihre Illusion.
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